23
Apr
2010

Fernsucht

Heute ist sie schlimm. Das Wetter ist grau, düsterer Himmel über Wien, Wände, Straßen, viel zu viele Menschen, eingeengt, aufeinander klebend, in einer Beziehung würde ich jetzt darüber nach denken Schluss zu machen, aber ich wohne hier, ich arbeite hier, an und für sich studiere ich auch hier, aber ich lebe hier nicht. Mein Leben spielt sich so lang ich hier in dieser Stadt bin nur in meinem Kopf ab, in den unbegrenzten Weiten meiner Gedanken, in meinen Bildern, in meinen Büchern, Geschichten, in allem das mir zur Flucht verhilft.

Ich erinnere mich daran, wie mein Sommer letztes Jahr nach allen Richtungen begrenzt war, kein Geld, kein Job, eine Beziehung die nur im sedierten Zustand halbwegs funktionierte, kein klarer Kopf vor lauter Unzufriedenheit, immer nur die Sehnsucht, die unbändige Sehnsucht einfach alles hinzuschmeißen und abzuhauen. Ich denke an die zwei Tage am Achensee, an den Ort an dem ich vor viel zu langer Zeit zum ersten Mal frei war, ich saß dort am See, im Gras, am Strand, der Blick hinaus auf das blaue Wasser, Wolkentürme zwischen Rofan und Karwendel, und der Drang einfach aufzustehen und los zu gehen. Nie war er stärker. Ich hab da schon gewusst dass ich die Schule abbrechen muss um frei zu sein, dass ich ausziehen muss um unabhängig zu werden, dass der Mann an meiner Seite nicht mitkommen würde wenn ich einfach gehe, dass ich ihn zurück lassen würde weil die Sehnsucht nach der Welt stärker war. Das mich nichts als die Welt selbst aufhalten konnte, die Welt mit ihren geizigen Bewohnern, jeder ein Nimmersatt, jeder besessen von der Gier nach Geld, nach Besitz der einen fesselt und unbeweglicher macht. Gefangene. Süchtige. Freiwillig unglücklich, weil sie nicht wissen wonach sie sich wirklich sehnen, immer auf der Suche nach etwas von dem sie nicht wissen wie es aussieht, wonach es riecht, wonach es schmeckt. Getriebene, von einem Instinkt getrieben, die Freiheit suchend, und sie wollen sie kaufen. Sie kaufen große Autos, große Häuser, kaufen Krimskrams, bauen große Firmen auf, bauen Städte, häufen Besitztümer an, geben dem allen einen hohen Wert, aber es vergeht alles, die Autos werden alt, Neue kommen nach, die Häuser verfallen, übrig bleiben unbewohnte kalte Ruinen und Müllplätze, Maschinen ersetzten die Kraft der Hände, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und jeder fragt warum? Die Jungen werden alt und die Alten sterben. Die Zeit vergeht und jeder fragt warum nichts bleibt. Du kannst nur das sein was du in diesem Moment bist. Du kannst nichts anderes tun als du in diesem Augenblick tust. Du kannst nicht freier sein als du dir selbst deine Ketten die dich fesseln weg nehmen kannst. Du kannst nicht weiter gehen als es deine eigenen Grenzen erlauben und du kannst sie nicht finden wenn du nicht los läufst und sie erreichst. Du wirst dich selbst nie kennen lernen, wenn du dich von der Meinung anderer beeinflussen lässt. Verdammt, Menschen, seht ihr denn nicht dass ihr euch selbst rein reitet in eure Sinnlosigkeit?

Und es läuft wieder einmal „Le Vent nous portera“ von Manu Chao...
Ich hab den Text mal mit meinen spärlichen Französisch Kenntnissen übersetzt:
Ich fürchte mich nicht vor dem Weg, muss sehen und schmecken, muss zum Herzen aller Dinge wandern, und alles wird gut gehen, der Wind wird alles tragen.
Dein Beten, Nachricht an den Schöpfer, so wie deine Flugbahn im Rennen zum höchsten der Gefühle – auch wenn alles umsonst war – der Wind wird alles hin tragen.
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tagen
Die Zärtlichkeiten und die Wunden die uns schmerzen, die Paläste die wir uns bauen, gestern und morgen, der Wind wird alles weg tragen
Das Erbe das uns aufgelastet ist, wie Chromosomen in der Atmosphäre, Taxis die uns durch die Galaxien kutschieren, und mein fliegender Teppich, der Wind wird uns tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns tragen
Der Duft deiner leblosen Jahre, die an deine Tür klopfen können, ein Schicksalsschlag, aber was bleibt von uns am Ende? Der Wind wird alles weg tragen
Eine Flut aus Reichtümern und Erfolgen, jeder lebt über seinem Standard, und ich bring ein paar Staubkörner von dir in mein schattiges tiefes Inneres, der Wind wird es dort hin tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tragen.“

den Geist befreien

In die Stille hinein, wie klingt alle Ruhe dieser Tage? Hört man die Stille tatsächlich nicht? Ist sie eine Art Nirvana für die Ohren? Aller Klang verhallt und kommt zum Stillstand, jede Schwingung erliegt der Erschöpfung, jede Bewegung der Luft sinkt in sich zusammen, krümmt sich am Boden und verkriecht sich in der Erde, wie ein Regenwurm im Sonnenschein. Unbewegte, unsichtbare, schwere Massen, angereichert mit der Langweile unserer schwülsten Sommertage, drücken auf uns herab, verbreiten Faulheit und Müdigkeit, einschlafen in der Sonne liegen, braten, der Schweiß rinnt den Rücken entlang und über die Taille hinunter, kann sich auf Höhe des Bauchnabels nicht mehr halten und fällt in kleinen heißen Tropfen hinunter ins Gras. Meine Erwartungen an den Sommer, hoch gesteckt, ich erwarte Sonne, Zeit, Musik, Schönheit, Liebe, Zufriedenheit, alle Menschen die ich kenne treffen, alle Orte die ich liebe sehen, alles fühlen und in mich aufsaugen, echt sein, zur Ruhe kommen...

Das Leben ist schön...

20
Apr
2010

Genussmensch

Genieße es, dass dir kalt und heiß zugleich wird
genieße es, dass dir die Gänsehaut über den Rücken hinunter läuft
genieße es, dass dein Bauch kribbelt
genieße das Lächeln im Gesicht und den dämlichen verliebten Blick
genieße die Sehnsucht
genieße jeden Tag an dem du an ihn denkst und dir für diesen Tag nur diese Gedanken bleiben
genieße jede Erinnerung an sein Gesicht, an das schelmische Grinsen
genieße die Spannung im Körper der sich genauso sehnt wie dein Herz
genieße die Ruhe die du an stressigen Tagen in der Arbeit in dir trägst
genieße die Stärke die dich jeden Tag motiviert aus dem Bett treibt
genieße das Glück, dessen Flüchtigkeit dich kaum zu hoffen wagen lässt
genieße es dich verlieben zu dürfen
genieße es das Herz frei zu lassen, laufen und fliegen zu lassen wohin es will.

12
Apr
2010

unterwegs

Ich sitze wiedermal im Zug nach Hause, fahre aus der Stadt hinaus, vorbei an moderner Kunst, Graphities, gekrakeltes Tag neben kunstvollem Bildwerk, Botschaften an die Reisenden die hier zu tausenden täglich vorbei fahren. Häuser säumen diesen Weg, die Stadt in ihrer ganzen künstlichen Menschlichkeit, Zeuge von Kultur und Geschichte und Sozialisation, Zivilisation, zusammengepferchtes Leben, tausend Bücher können kein Bild machen von den Geschichten die sich hier in einer Minute abspielen. Ein Herzschlag lang liegen tausend Seelen vor meinen Füßen, wandern durch die Straßen, durch die Wände, Fenster wie Augen. Die Nachbarn anonym aber kaum zu ignorieren, Gerumpel von der oberen Seite der Decke, nur einen Meter über mir wenn ich flach auf dem Rücken in meinem Hochbett liege, Musik von der anderen Seite des Hofes schallt von den Wänden wiederhallend in unsere Küche, gesichtslose Stimmen die unterm Fenster vorbei gehen.
Die Landschaft zieht am Zugfenster vorbei, dunkelgraue Wolken über Wien, die weiche tropfenschwere Schneekügelchen – kaum wert als Hagel bezeichnet zu werden – bringen, auf meinem Weg werden sie zu hellgrauen Regenwolken über dem Wienerwald, hin und wieder ein Stück blauer Himmel, Sonne, feines, zartes Grün an den Bäumen, sieht im schnellen Blick des Vorbeifahrens aus wie weicher Flaum, erwachet ihr schlafenden Geister.
Es ist ein guter Tag. Ich trage heute eine seltsame Ruhe in mir, eine Zufriedenheit mit mir selbst und der Welt, ein Lächeln im Gesicht das aus mir heraus wächst, genährt vom schönsten Gefühl das sich dort tief drinnen finden lässt. Am Ende eines langen Abends – singt Peter Licht – bleibt uns der Wind. Sonnenstrahlen zwischen den Wolken brechen sich ihren Weg zur Erde herunter, weite Felder, Windräder, wenige Bäume dazwischen, ein roter Anorak auf einem Fahrrad, wir ziehen vorbei, die einzige Stimme im Umkreis, Gedanken haben hier so viel Raum.
Ich bin müde, die letzten zwei Nächte habe ich wenig geschlafen und in den kommenden zwei Tagen wird es mir wohl nicht anders gehen. Meine Augen brennen, in der Arbeit hätte auch nur ein Bild von einer Zwiebel genügt mich zum weinen zu bringen. Die Musik wechselt von Peter Licht zu Feist, zu Nneka, zu Panacea, bei St.Pölten erreicht der Player den meditativen Gesang von Kesakoo – Fullbouker begleitet von einem Saxophonsolo und französischem Text den ich nicht verstehe. Der Bahnhof St.Pölten ist immer noch eine Baustelle, inzwischen schon seit drei Jahren, seit ich dort gearbeitet habe. Nie wieder Bürojob.
Dann ist der Akku meines Laptops leer und die letzte Viertel Stunde fahre ich ohne Musik und ohne Schreiben, schau aus dem Fenster, freue mich auf den Abend. Es wird ein schöner Abend, eine gute Nacht. Es sind zwei schöne Tage zuhause, sehr zufrieden, entspannt, ich rede viel. Viel mehr als es für mich üblich ist. Kann ein Mensch mich nur mit seiner Anwesenheit so entspannen, dass ich ohne Zögern oder darüber nachzudenken nicht nur aus meinem Schneckenhaus raus komme sondern auch in der Welt da draußen tanze?
Offensichtlich ja.
Das war vorgestern, heute fahr ich wieder zurück in die große böse Stadt – die in Wirklichkeit nicht böse ist, nur voll gestopft und unruhig. Wenn die ganze Stadt eine Minute lang schweigen würde... Kein Auto fahren, kein Betrunkener grölen, niemand etwas sagen würde, alles nur so da liegen würde... und ich wechsle wieder zu Peter Licht – das absolute Glück.
Die Windräder drehen sich nicht. Sie stehen da und halten still, wir fahren vorbei, ich erwarte, dass sie jederzeit wieder zum Leben erwachen, doch das passiert nicht, die Zeit steht genauso wie sie. Es hängen am Horizont die Wolken bis zum Grund, dort regnet es wahrscheinlich, man sieht die Schleier zu Boden fallen, als würde der Himmel ein graues langes Kleid über die Erde schleifen. Paul und Fritz Kalkbrenner – Sky and Sand, dieses Lied hab ich vor zwei Monaten sehr oft gehört. Es hat sich seither viel geändert. Der Winter ist vorbei, und der Oktober noch weit weg, ich seh grad den ersten blühenden Baum. Morgen und Übermorgen hab ich frei, hab nicht mal Uni, wenn ich nach Hause fahr bin ich schon wieder nur für 8 Stunden Arbeit nach Wien gefahren, ich hab auch schon ein schlechtes Gewissen weil ich meine Mitbewohner immer allein lasse... nur dort bin wenn ich arbeiten muss... ShiZen – Dreamscape, ich sollte meine kleine Schwester wieder mal besuchen, mir ein wenig neue Musik von ihr holen, ein wenig plaudern, mir nicht nur ihre Liebesgeschichte über Skype erzählen lassen, mal wieder richtig Kaffee trinken bei ihr in der Küche, der Mono spielt mit meinen Schuhbändern und beißt in meine Socken. Am Dienstag würden wir alle in ein Künstlercafé gehen, damit wir den realistischen Rand bilden, falls es dort nur abgehobene Surealisten gibt. Also Plan A, morgen lernen, schwimmen, Freunde treffen, quasi-künstlerisch-pseudointelligente Gespräche über Malerei und Musik führen, am Abend mit meinen Burschen ein Bier trinken, mitm Dominik noch einen Film schauen, schlafen in einem Bett von dem ich nicht Kreuzschmerzen bekomme. Am Mittwoch ausschlafen und einkaufen, am Abend auf die Uni, früh schlafen gehen und am Donnerstag arbeiten.
Oder... Plan B, morgen früh aufstehen, aufräumen, staubsaugen, Bad putzen, zu Mittag heim fahren, meine große Schwester besuchen, neues aus ihrer Daily-Soap, neues aus meiner Daily-Soap. Mich daran gewöhnen, dass ich wieder einen Freund hab... Die restlichen eineinhalb Tage unverplant lassen, vielleicht noch am MI Vormittag schwimmen gehen.
Oder Plan C – Dienstag in Wien und erst a späteren Abend nach Amstetten zurück für eine Nacht. Ich könnte dann am Donnerstag Abend einen Mädelsabend machen, wird eh mal wieder Zeit...

und die Antwort für heute: erst mal Schnitzerlaktion und schlafen, mal schauen was ich dann morgen machen will.

5
Apr
2010

es regnet

Ich hab Sonnenbrand im Gesicht (wird schon braun werden) und blaue Druckflecken vom Gurtzeug an den Oberarmen (sind die normal?), vorletzte Nacht nur drei Stunden geschlafen und war gestern mit einer riesigen Tasse Kaffee zumindest in der Lage mein Auto bis Steyr zu fahren... Meine Konzentrationsfähigkeit war gestern früh allerdings immer noch Party machen in Haag, dementsprechend nervös und unruhig ging ich an meinem zweiten Flugtag in die erste Runde. Gegen Mittag dann, mit der Sonne und den ersten Flügen vom oberen Ende des Hangs kam auch langsam wieder Ruhe und Ordnung in meinen noch summenden Kopf.

Eine sportliche Woche liegt hinter mir, auf die ich eigentlich auch ganz stolz bin. Zwar hab ich nicht alles geschafft was ich eigentlich vorhatte – ich hab einige Freunde dann doch nicht besucht, weil es sich zeitlich nicht vereinbaren ließ, hab kein einziges Mal zu Hause für die Familie gekocht, war nicht an der Ybbs spazieren (was ich um diese Jahreszeit immer mach, wenn ich mal meine Ruhe brauch) aber ich war jeden Tag schwimmen und auch einmal klettern und einmal wandern und an den letzten zwei Tagen, also das Osterwochenende, hab ich meine ersten Flüge hinter mich gebracht.Trotz der vielen Bewegung kann ich gerade mal eineinhalb Kilogramm verlorenen Winterspeck verbuchen... Ich rede mir dafür ein, dass ich eben Muskelmasse aufbaue und die schwerer ist als die überflüssigen Fettpolster, die ich dabei (hoffentlich) verbrannt habe. Dem alljährlich im Frühjahr wiederkehrendem Drang die düstere faule Winterlaune abzuschütteln wirkt auf hinterhältige Art mein innerer Schweinehund entgegen, indem er mich mit meinen eigenen Einstellungen und Überzeugungen überrumpelt. So kann ich zum Beispiel nicht sagen, dass ich mich mit meinem Aussehen nicht wohl fühlen würde, im Gegenteil, für meine Verhältnisse find ich alles sehr in Ordnung. Und genau das sagt mir mein Schweinehund wenn er am Abend das böse Schokoladeheißhunger-Monster auf mich hetzt – ein verführerisch leichtes „Gönn's dir, macht ja nix, dir geht’s mit den paar Kalorien mehr in Wirklichkeit nicht schlechter...“ Und mein Verstand hilft zu ihm und schimpft mich eitel und oberflächlich.

Und nach dieser Urlaubswoche am Land nun der Kulturschock in der Großstadt. Man steigt aus dem Zug aus und trifft am Bahnhof nur Reisende, genau so wie ich auch einer bin. Am Bahnhof wird man sich nur der Menschenmassen bewusst, die Getriebene sind, die es weg zieht oder in meinem Fall eben hier her. Steigt man dagegen dann um in die U-Bahn trifft man dort nur missmutige Gesichter, alle anonym aber mit eigener Geschichte. Und wie sich die Häuser mit ihren Fassaden hoch aneinander drängen und so die Stadt in ihrer physischen Form bilden, drängen sich zwischen ihnen und in ihnen und in der U-Bahn unter ihnen die Menschen – jeder mit seiner eigenen Geschichte, seinen eigenen Gefühlen und Zielen – die psychische Gestalt der Stadt.
Jeder Wagon ist voll gestopft mit Leuten die sich im Labyrinth bewegen und in dieser kurzsichtigen Welt zwischen den Betonwänden ihre Chancen und Möglichkeiten suchen, und wenn sie diese dort nicht finden, verbunkern sie sich in ihren Wohnungen, rühren sich maximal innerhalb des zwei -Quadratmeter-Radius rund um ihren Computer herum und suchen im Internet. Im größten Labyrinth das der Mensch sich selbst geschaffen hat. Ein globaler Irrgarten der uns alle verbinden soll.
Ich persönlich fühle mich am ehesten mit jemandem verbunden wenn ich ihm gegenüber sitze (oder auch neben ihm, das ist dann egal) und ihm in die Augen sehen kann. Ich telefoniere nicht gern und das Internet nutze ich eher für selbst-darstellerische Zwecke und als Rechercheplattform als für echte Kommunikation.
Auf jeden Fall bin ich umsonst so früh in die Stadt gefahren. Als ich heute um Viertel nach Neun in die Arbeit gehetzt bin – weil ich verschlafen habe – war meine Chefin zunächst nur verwirrt, warum ich überhaupt gekommen war. Nun hat sie mich dann doch aus dem Dienstplan gestrichen weil in den Ferien nichts los und nichts zu tun ist. Mein nächster Dienst ist also am Donnerstag. Dann hat sie mir einen Kaffee gemacht und mir von ihrem neuesten Liebesdesaster erzählt. Wie immer ging es um die Unfähigkeit der Männer sich zu binden, und dass sie offensichtlich ein Anziehungspunkt für doch-lieber-Single-Männer sei. Auf der einen Seite finde ich es schade, weil ich sehe, dass es ihr mit einem weiteren leider-doch-nicht-Erlebnis nicht gut geht, aber auf der anderen Seite freue ich mich für sie, dass sie jetzt beschlossen hat mit der Suche nach dem Traumprinzen aufzuhören und mehr an sich selbst und ihren eigenen Wünschen zu arbeiten. Dann hat sie mir ein riesiges Schokolade-Osterei geschenkt, mit den Worten „ich hab fünf davon bekommen und gestern Nacht aus Frust gleich eines aufgegessen, nimm dir eines mit, es soll mich gar nicht in Versuchung führen.“ Und so hat mich das Schokolade-Heißhunger-Monster gleich am frühen Vormittag gepackt und während ich hier schreibe nasche ich kleine Stück vor mich hin – während mein innerer Schweinehund befriedigt dabei zusieht, mein Verstand es als „gute Tat“ ansieht und mein Gewissen das Ganze mit der Ausrede „ich geh zu Mittag dann eh schwimmen“ absegnet.

19
Mrz
2010

Gute Tage gute Laune

Wenn die Sonne raus kommt drehen sich meine Launen ganz automatisch in ihre Richtung, wie eine Sonnenblume. Und läuft auch grad alles nicht so wirklich wie ich es gern hätte, ist in der Arbeit grad jeder andere unzufrieden, in der WG grad niemand außer mir daheim, im Kühlschrank nur Joghurt und Butter, aber kein Obst und kein Brot daheim, das Geschirr nicht abgewaschen und der Staub unter meinem Schreibtisch schon zusammengerottet auf kleine haarige Monster, der Schrecken aller Staubmilbenallergiker, die Wäsche zum Aufhängen und ich selbst riech nach Frittieröl, Zwiebel und Spätzlekäse... aber wenn die Sonne endlich raus kommt ist das alles egal... Ich war heute mitm Dominik auf dem Teil der Donauinsel der "Drachenwiese" genannt wird, so zu sagen zum Drachen schaun, außer zwei Leuten mit Kite und Skateboard war niemand dort. Einer der Zwei - ein Opa, um die 60 mit langem grauen Vollbart, einer der Sorte "Ich bin kein Opa, ich bin eine Legende" - drehte so auf seinem Board vom Schirm gezogen seine Runden am Asphalt, der zweite - um die 20 - spielte nur auf der Wiese mit dem Wind. Ich hab versucht nDominik ein paar Grundmoves mit den Pois beizubringen, aber der Wind war zu stark, hat die Enden immer wieder abgelenkt und uns draus gebracht.

12
Mrz
2010

Erinnerungen an eine minute

Erinnerung an eine Minute auf der Straße im Oktober


Der Tag an dem ich das teure rote Spitzenhöschen kaufte, das ich nie getragen habe

… Meine Verzweiflung war der Angst gewichen, und diese Angst, gemischt mit meinem Stolz und dem wohl wissendem Unterbewusstsein das schwer auf meinem Herzen lag, erzeugte in mir eine so starke Abneigung, dass ich seine bloße Gesellschaft, geschweige denn auch nur ein Wort aus seinem Mund nicht zu ertragen vermochte. Ich ging zwei Schritte hinter ihm, oder auch zwei Schritte voraus, doch nie auf einer Ebene mit ihm. Eine ungeheure Feindseligkeit ging von ihm aus, die mir so deutlich machte, dass ich unerwünscht und fehl am Platz war, dass sie zu ignorieren kaum möglich gewesen wäre, war unsere Liebe einst auch noch so groß gewesen. Ich war traurig und zornig, fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes Tier, denn ich war doch tief im Herz süchtig nach seiner Aufmerksamkeit, seiner Zuneigung, die er mir in den letzten Tagen immer häufiger verwehrt hatte, bis ich schlussendlich, eben an diesem Tag, gar nichts mehr davon wahr nahm. Die Sonne schien, doch es war kalt. Gerade so, als wolle das Wetter unser Schauspiel nach äffen, ein Trauerspiel hinter heiterer Miene.
In unserem Beisammensein hatte sich die Sonne allerdings an diesem Tag sehr verdunkelt. Wir waren beide ausgehungerte Liebende, deren Sehnsucht jetzt, in der Zeit des zusammen Wohnens, neue Wege gesucht und auf denen nur noch zugenommen hatte. Anstatt den anderen näher heran zu lassen, hatten wir uns immer mehr vor einander versteckt. Geheimnisse hatten sich angehäuft, die Marotten eines jeden von uns beiden und der Alltagstrott hatten Flecken hinterlassen, wie Säure auf feinem Gewebe, die sich hinein fraß und Löcher riss. Es gab zu wenig Raum für uns beide, wir erstickten an einander.
Die Trennung hing über uns wie eine drohende Gewitterwolke, und wie der Regen war sie unvermeidlich...


...



aber reden wir lieber übers Wetter... es ist mitte März und schön langsam könnt es wirklich wärmer werden. ja, tatsächlich, zu Hause hat es heute früh Neuschnee gegeben, fast 10 cm... und hier in Wien ist alles trocken und der himmel ist blau und die sonne scheint, aber warm ist es auch hier nicht.

6
Mrz
2010

eine Antwort

Ich hab heute die Regeln des Spiels gebrochen, mit dem Ergebnis, dass mir Plan B übrig bleibt und das Wissen, dass Plan A die falsche Entscheidung gewesen wäre. Egal wie lange Plan A den Vorzug hatte, heute stand ich vor der Erkenntnis, dass nichts mehr davon übrig ist. Dass die wohl längste Liebesgeschichte in meiner Daily-Soap endgültig stagniert. Nach Jahre langem verwirrend-verführerischen Hin und Her nun das ernüchternde Schlusswort. Es bedeutet mir nichts mehr. Und das wohl schon seit geraumer Zeit, ohne dass ich es bemerkt habe ist es zur Gewohnheit geworden. Und Liebe aus Gewohnheit ist keine Liebe mehr.
Ich fühle mich nicht anders als gestern oder vorgestern, nur dass ich mir bewusst bin, dass das Zimmer in einem Kopf, dass ich für bewohnt gehalten habe in Wirklichkeit leer ist. Ich sollte vielleicht traurig sein über den Tod dieser Illusion, aber nicht einmal dieses Gefühl ist da. Da ist nur eine seltsame Art von Erleichterung.

Die Liebe hat ein seltsames Wesen, wir wollen immer was wir nicht haben können, Spannung, Leidenschaft, neue Eroberungen, der Jagttrieb treibt uns voran. Da wird geflirtet, mal offensichtlich mal subtil, man sieht sich in die Augen und das eine halbe Sekunde länger als sonst und schon hat der Blick eine ganz andere Bedeutung. Eine scheinbar zufällige Berührung wird für eine Sekunde verstärkt und schafft damit eine Intimität die im Endeffekt nur aus den darauf folgenden Gedanken entsteht. Da entstehen neue Abenteuer aus alten Freundschaften und da entwickeln sich Freundschaften aus "ich-trau-mich-nicht-" und "ich-bin-mir-nicht-sichter-"Situationen.

Nachdem ich meine Antwort auf eine alte Frage in Sachen Männern hatte, ging ich mit einer lesbischen Freundin von mir in den Camera-Club zum G.spot... wo man als gemischtes Pärchen erst gar nicht hinein kommt. Ich fühlte mich da drinnen wie im Schlaraffenland.

Und trotz der ganzen Möglichkeiten, trotz der vielen Versuchungen (der einfachste Weg eine Versuchung los zu werden ist ihr nachzugeben. - Oscar Wilde), wenn ich abends allein im Bett liege habe ich nicht das Gefühl viel verpasst zu haben. Es ist eher eine Art Vorfreude, auf alles was noch kommen wird.

24
Feb
2010

weniger Mama, mehr MacGyver

Tick-tack

Ich hätte gern ein wenig mehr Zeit, ein paar Stunden mehr pro Tag, ein paar Stunden weniger Schlaf, ein paar Stunden mehr Konzentrationsfähigkeit, ein bisschen weniger Stress, ein paar Kilometer weniger Weg, ein paar Tage sicher frei, ein paar Wochen mehr voraussehbar, einen besseren Plan für die Zukunft, ein bisschen mehr Sicherheit, ein paar mal weniger die Notwendigkeit eines Plan Bs... nur ein paar Gedanken und Sorgen weniger, ein kleines bisschen weniger die besorgte Stimme meiner Mutter im Hinterkopf, die mich fragt "und was machst du wenn...?"
nur die Stimme meiner Freiheit ein wenig lauter, die mich auslacht und mir verführerisch entgegenruft "probiers einfach aus, was soll dir schon passiern?"
ein bisschen weniger das Gefühl dass ich meinen Kopf in eine Schlinge lege, und ein bisschen mehr das Gefühl dass ich aufrecht über allem drüberstehen kann, alles überblicken kann.
Weniger Bürokratie, mehr richtiges, ehrliches Tun. Weniger "auf alles vorbereitet sein", mehr "Not macht erfinderisch"... weniger Mama, mehr MacGyver...
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Strebe nicht nach "eh ok." Strebe nach dem absoluten...
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(Peter Licht.) Was du nicht kannst ist mehrere Leben...
Flugschreiber - 16. Mär, 18:22
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Flugschreiber - 18. Okt, 22:48
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uuuuh ich freu mich!! das is alles so spannend!
daisee gell - 20. Apr, 03:09
heute wieder gelesen
Hallo blitzkuh, ich habe schon länger nichts mehr geschrieben,...
Flugschreiber - 9. Apr, 01:34

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mär, 12:18

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