Fernsucht
Heute ist sie schlimm. Das Wetter ist grau, düsterer Himmel über Wien, Wände, Straßen, viel zu viele Menschen, eingeengt, aufeinander klebend, in einer Beziehung würde ich jetzt darüber nach denken Schluss zu machen, aber ich wohne hier, ich arbeite hier, an und für sich studiere ich auch hier, aber ich lebe hier nicht. Mein Leben spielt sich so lang ich hier in dieser Stadt bin nur in meinem Kopf ab, in den unbegrenzten Weiten meiner Gedanken, in meinen Bildern, in meinen Büchern, Geschichten, in allem das mir zur Flucht verhilft.
Ich erinnere mich daran, wie mein Sommer letztes Jahr nach allen Richtungen begrenzt war, kein Geld, kein Job, eine Beziehung die nur im sedierten Zustand halbwegs funktionierte, kein klarer Kopf vor lauter Unzufriedenheit, immer nur die Sehnsucht, die unbändige Sehnsucht einfach alles hinzuschmeißen und abzuhauen. Ich denke an die zwei Tage am Achensee, an den Ort an dem ich vor viel zu langer Zeit zum ersten Mal frei war, ich saß dort am See, im Gras, am Strand, der Blick hinaus auf das blaue Wasser, Wolkentürme zwischen Rofan und Karwendel, und der Drang einfach aufzustehen und los zu gehen. Nie war er stärker. Ich hab da schon gewusst dass ich die Schule abbrechen muss um frei zu sein, dass ich ausziehen muss um unabhängig zu werden, dass der Mann an meiner Seite nicht mitkommen würde wenn ich einfach gehe, dass ich ihn zurück lassen würde weil die Sehnsucht nach der Welt stärker war. Das mich nichts als die Welt selbst aufhalten konnte, die Welt mit ihren geizigen Bewohnern, jeder ein Nimmersatt, jeder besessen von der Gier nach Geld, nach Besitz der einen fesselt und unbeweglicher macht. Gefangene. Süchtige. Freiwillig unglücklich, weil sie nicht wissen wonach sie sich wirklich sehnen, immer auf der Suche nach etwas von dem sie nicht wissen wie es aussieht, wonach es riecht, wonach es schmeckt. Getriebene, von einem Instinkt getrieben, die Freiheit suchend, und sie wollen sie kaufen. Sie kaufen große Autos, große Häuser, kaufen Krimskrams, bauen große Firmen auf, bauen Städte, häufen Besitztümer an, geben dem allen einen hohen Wert, aber es vergeht alles, die Autos werden alt, Neue kommen nach, die Häuser verfallen, übrig bleiben unbewohnte kalte Ruinen und Müllplätze, Maschinen ersetzten die Kraft der Hände, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und jeder fragt warum? Die Jungen werden alt und die Alten sterben. Die Zeit vergeht und jeder fragt warum nichts bleibt. Du kannst nur das sein was du in diesem Moment bist. Du kannst nichts anderes tun als du in diesem Augenblick tust. Du kannst nicht freier sein als du dir selbst deine Ketten die dich fesseln weg nehmen kannst. Du kannst nicht weiter gehen als es deine eigenen Grenzen erlauben und du kannst sie nicht finden wenn du nicht los läufst und sie erreichst. Du wirst dich selbst nie kennen lernen, wenn du dich von der Meinung anderer beeinflussen lässt. Verdammt, Menschen, seht ihr denn nicht dass ihr euch selbst rein reitet in eure Sinnlosigkeit?
Und es läuft wieder einmal „Le Vent nous portera“ von Manu Chao...
Ich hab den Text mal mit meinen spärlichen Französisch Kenntnissen übersetzt:
„Ich fürchte mich nicht vor dem Weg, muss sehen und schmecken, muss zum Herzen aller Dinge wandern, und alles wird gut gehen, der Wind wird alles tragen.
Dein Beten, Nachricht an den Schöpfer, so wie deine Flugbahn im Rennen zum höchsten der Gefühle – auch wenn alles umsonst war – der Wind wird alles hin tragen.
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tagen
Die Zärtlichkeiten und die Wunden die uns schmerzen, die Paläste die wir uns bauen, gestern und morgen, der Wind wird alles weg tragen
Das Erbe das uns aufgelastet ist, wie Chromosomen in der Atmosphäre, Taxis die uns durch die Galaxien kutschieren, und mein fliegender Teppich, der Wind wird uns tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns tragen
Der Duft deiner leblosen Jahre, die an deine Tür klopfen können, ein Schicksalsschlag, aber was bleibt von uns am Ende? Der Wind wird alles weg tragen
Eine Flut aus Reichtümern und Erfolgen, jeder lebt über seinem Standard, und ich bring ein paar Staubkörner von dir in mein schattiges tiefes Inneres, der Wind wird es dort hin tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tragen.“
Ich erinnere mich daran, wie mein Sommer letztes Jahr nach allen Richtungen begrenzt war, kein Geld, kein Job, eine Beziehung die nur im sedierten Zustand halbwegs funktionierte, kein klarer Kopf vor lauter Unzufriedenheit, immer nur die Sehnsucht, die unbändige Sehnsucht einfach alles hinzuschmeißen und abzuhauen. Ich denke an die zwei Tage am Achensee, an den Ort an dem ich vor viel zu langer Zeit zum ersten Mal frei war, ich saß dort am See, im Gras, am Strand, der Blick hinaus auf das blaue Wasser, Wolkentürme zwischen Rofan und Karwendel, und der Drang einfach aufzustehen und los zu gehen. Nie war er stärker. Ich hab da schon gewusst dass ich die Schule abbrechen muss um frei zu sein, dass ich ausziehen muss um unabhängig zu werden, dass der Mann an meiner Seite nicht mitkommen würde wenn ich einfach gehe, dass ich ihn zurück lassen würde weil die Sehnsucht nach der Welt stärker war. Das mich nichts als die Welt selbst aufhalten konnte, die Welt mit ihren geizigen Bewohnern, jeder ein Nimmersatt, jeder besessen von der Gier nach Geld, nach Besitz der einen fesselt und unbeweglicher macht. Gefangene. Süchtige. Freiwillig unglücklich, weil sie nicht wissen wonach sie sich wirklich sehnen, immer auf der Suche nach etwas von dem sie nicht wissen wie es aussieht, wonach es riecht, wonach es schmeckt. Getriebene, von einem Instinkt getrieben, die Freiheit suchend, und sie wollen sie kaufen. Sie kaufen große Autos, große Häuser, kaufen Krimskrams, bauen große Firmen auf, bauen Städte, häufen Besitztümer an, geben dem allen einen hohen Wert, aber es vergeht alles, die Autos werden alt, Neue kommen nach, die Häuser verfallen, übrig bleiben unbewohnte kalte Ruinen und Müllplätze, Maschinen ersetzten die Kraft der Hände, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und jeder fragt warum? Die Jungen werden alt und die Alten sterben. Die Zeit vergeht und jeder fragt warum nichts bleibt. Du kannst nur das sein was du in diesem Moment bist. Du kannst nichts anderes tun als du in diesem Augenblick tust. Du kannst nicht freier sein als du dir selbst deine Ketten die dich fesseln weg nehmen kannst. Du kannst nicht weiter gehen als es deine eigenen Grenzen erlauben und du kannst sie nicht finden wenn du nicht los läufst und sie erreichst. Du wirst dich selbst nie kennen lernen, wenn du dich von der Meinung anderer beeinflussen lässt. Verdammt, Menschen, seht ihr denn nicht dass ihr euch selbst rein reitet in eure Sinnlosigkeit?
Und es läuft wieder einmal „Le Vent nous portera“ von Manu Chao...
Ich hab den Text mal mit meinen spärlichen Französisch Kenntnissen übersetzt:
„Ich fürchte mich nicht vor dem Weg, muss sehen und schmecken, muss zum Herzen aller Dinge wandern, und alles wird gut gehen, der Wind wird alles tragen.
Dein Beten, Nachricht an den Schöpfer, so wie deine Flugbahn im Rennen zum höchsten der Gefühle – auch wenn alles umsonst war – der Wind wird alles hin tragen.
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tagen
Die Zärtlichkeiten und die Wunden die uns schmerzen, die Paläste die wir uns bauen, gestern und morgen, der Wind wird alles weg tragen
Das Erbe das uns aufgelastet ist, wie Chromosomen in der Atmosphäre, Taxis die uns durch die Galaxien kutschieren, und mein fliegender Teppich, der Wind wird uns tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns tragen
Der Duft deiner leblosen Jahre, die an deine Tür klopfen können, ein Schicksalsschlag, aber was bleibt von uns am Ende? Der Wind wird alles weg tragen
Eine Flut aus Reichtümern und Erfolgen, jeder lebt über seinem Standard, und ich bring ein paar Staubkörner von dir in mein schattiges tiefes Inneres, der Wind wird es dort hin tragen
Alles wird verschwinden, der Wind wird uns fort tragen.“
Flugschreiber - 23. Apr, 12:06