Irgendwann bist du alt
Gestern hat mir mein Arbeitskollege in der Arbeit etwas von sich erzählt, das mich wieder mal zum nachdenken gebracht hat. Er war zweimal verheiratet, hatte aus erster Ehe ein Kind, ließ sich dann scheiden (warum, hat er mir nicht erzählt) und fand seine zweite Frau. Die allein erziehende Mutter war, und im gleichen Haus wohnte, und er lernte sie näher kennen und war 21 Jahre lang mit ihr verheiratet. Vor zwei Jahren hat er sie dann zu Hause mit einem anderen Mann gefunden, die Scheidung eingereicht und ist seither allein. Er ist 54 Jahre alt. Er arbeitet in dem Restaurant in dem ich seit Oktober arbeite seit 19 Jahren und ist somit der älteste Mitarbeiter. Eigentlich wollte er auf einem Kreuzfahrtschiff in der Südsee arbeiten - aber dann kam die Familie dazwischen.
Heute ist er allein und die Knie tun ihm weh, und das Kreuz. Er fährt alle 10 Tage nach Hause, für 4 Tage in ein leeres Haus. Dann kommt er wieder und arbeitet. Früher war er sportlich, seit der Scheidung raucht er.
Ich habe immer die Beziehung meiner Eltern als Vorbild gehabt. Eine funktionierende Familie. Ein großes Haus, 4 Kinder, sie sind glücklich so wie sie's zu Hause haben. Basteln mal hier, mal dort am Haus und Garten herum, engagieren sich in der Gemeinde, sie sind wunderbar sesshaft.
Ich denke, ich hab meine sämtlichen Beziehungen gehabt, weil ich auch so eine Partnerschaft gesucht hab. Und ich denke, dass ich jede einzelne in den Sand gesetzt hab, weil ich eigentlich gar nicht gebunden sein will.
Vor fast 5 Monaten hab ich mein Leben über den Haufen geworfen. Hab mich dafür entschieden nicht den Lebensweg meines Vaters zu nehmen, nicht Krankenschwester zu werden, hab die Schule abgebrochen, bin von zu Hause ausgezogen und bei meinem damaligen Freund eingezogen, in ein fremdes Leben hinein, in das ich auch nicht richtig gepasst hab, in das ich nicht hineingehört hab, in das nächste Gefängnis, hab mir einen Job gesucht, hab mit meinen Launen meinen Freund in die Flucht geschlagen und mich schlussendlich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung gemacht. Hab sie gefunden. Hab mich unabhängig gemacht.
Heute bin ich das erste Mal in meinem Leben ungebunden. Ich verdiene mein eigenes Geld, ich lebe in einer WG mit Leuten denen ich nichts schuldig bin außer die Miete jeden Monat.
Ich werde in einem Monat zu studiern anfangen und mir im Frühjahr den Traum vom Fliegen erfüllen.
Jemand hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass mein einziges Problem wäre, dass ich meinen inneren Friede nicht finde. Er kennt mich nicht besonders gut, er gibt nur gern Ratschläge, denn er kifft zuviel und glaubt daher, er hat die Welt verstanden. Er kann nicht sehen, dass ich meinen Frieden schon längst habe. Ich erfüll mir Träume, die vor einem halben Jahr noch unendlich weit weg, fast unerreichbar erschienen. Ich hab sie mir damals unerreichbar gemacht, weil ich mir kaum Zeit für mich genommen habe, weil ich angebunden war an mein zuhause, an meine Beziehung, an meine Ausbildung.
Ich weiß nicht was ich eines Tages mit meinem Geschichtsstudium anfange, aber es interessiert mich.
Ein guter Motivator war ein Satz, der in den letzten Monaten irgendwie eine besondere Bedeutung bekommen hat... "Weißt du, irgendwann bist du alt."
Daran ist nicht zu rütteln.
(und ich höre "Manfred Mustermann" - Blumentopf)
Heute ist er allein und die Knie tun ihm weh, und das Kreuz. Er fährt alle 10 Tage nach Hause, für 4 Tage in ein leeres Haus. Dann kommt er wieder und arbeitet. Früher war er sportlich, seit der Scheidung raucht er.
Ich habe immer die Beziehung meiner Eltern als Vorbild gehabt. Eine funktionierende Familie. Ein großes Haus, 4 Kinder, sie sind glücklich so wie sie's zu Hause haben. Basteln mal hier, mal dort am Haus und Garten herum, engagieren sich in der Gemeinde, sie sind wunderbar sesshaft.
Ich denke, ich hab meine sämtlichen Beziehungen gehabt, weil ich auch so eine Partnerschaft gesucht hab. Und ich denke, dass ich jede einzelne in den Sand gesetzt hab, weil ich eigentlich gar nicht gebunden sein will.
Vor fast 5 Monaten hab ich mein Leben über den Haufen geworfen. Hab mich dafür entschieden nicht den Lebensweg meines Vaters zu nehmen, nicht Krankenschwester zu werden, hab die Schule abgebrochen, bin von zu Hause ausgezogen und bei meinem damaligen Freund eingezogen, in ein fremdes Leben hinein, in das ich auch nicht richtig gepasst hab, in das ich nicht hineingehört hab, in das nächste Gefängnis, hab mir einen Job gesucht, hab mit meinen Launen meinen Freund in die Flucht geschlagen und mich schlussendlich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung gemacht. Hab sie gefunden. Hab mich unabhängig gemacht.
Heute bin ich das erste Mal in meinem Leben ungebunden. Ich verdiene mein eigenes Geld, ich lebe in einer WG mit Leuten denen ich nichts schuldig bin außer die Miete jeden Monat.
Ich werde in einem Monat zu studiern anfangen und mir im Frühjahr den Traum vom Fliegen erfüllen.
Jemand hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass mein einziges Problem wäre, dass ich meinen inneren Friede nicht finde. Er kennt mich nicht besonders gut, er gibt nur gern Ratschläge, denn er kifft zuviel und glaubt daher, er hat die Welt verstanden. Er kann nicht sehen, dass ich meinen Frieden schon längst habe. Ich erfüll mir Träume, die vor einem halben Jahr noch unendlich weit weg, fast unerreichbar erschienen. Ich hab sie mir damals unerreichbar gemacht, weil ich mir kaum Zeit für mich genommen habe, weil ich angebunden war an mein zuhause, an meine Beziehung, an meine Ausbildung.
Ich weiß nicht was ich eines Tages mit meinem Geschichtsstudium anfange, aber es interessiert mich.
Ein guter Motivator war ein Satz, der in den letzten Monaten irgendwie eine besondere Bedeutung bekommen hat... "Weißt du, irgendwann bist du alt."
Daran ist nicht zu rütteln.
(und ich höre "Manfred Mustermann" - Blumentopf)
Flugschreiber - 27. Jan, 21:06
Mrs. Bojangles - 1. Feb, 21:18
Geschichtestudium ist super! Hab ich nunmehr hinter mir und ich bereue keinen einzigen Tag. Wenn ich Dir einen Tipp geben darf, versuche so zeitig wie möglich Praktika zu machen, um Dich von anderen Studenten abzuheben. Toi, toi, toi! Viel Erfolg und Spaß!