18
Okt
2013

Wieder da und fühlt sich gut an

Mir ist kalt. Es ist zwar schon kühl im Zimmer und ich hab nur ein T-Shirt an, aber so kühl dass dieses Zittern davon kommen könnte ist mir nicht. Ich lese alte Blogeinträge. Einträge die ich vor zwei, drei Jahren geschrieben hab weil ich mich an meinen alten Stil erinnern will, weil ich wieder schreiben will. Wie hab ich damals geschrieben? Entspannt würd ich sagen. Der Drang alles rauszukotzen hat im Grunde die Seiten gefüllt. Heute ist nicht viel da, das ich ausspucken könnte, und heute ist auch nicht die Zeit dafür.
Mit dem Baby hat sich so viel geändert. Eigentlich alles. Wir sind jetzt eine Familie, und ich bin jetzt Mama. Wenn ich jetzt so einen Eintrag lese, in dem ich geschrieben hab, dass ich einfach los gefahren bin und den ganzen Tag weg war... ach sowas geht heute gar nicht mehr. Zumindest nicht allein. Die Spontanität leidet schon ziemlich unterm Familienleben. Hinzu kommt dass man für alles, wirklich alles, einfach ewig braucht. Die Dinge, die ich nur für mich tu – lesen oder schreiben oder Musik suchen/hören oder einen Film oder Serien ansehen – haben im Tagesablauf eigentlich keinen Platz. Wenn ich Glück habe geht es sich aus, dass ich (so wie jetzt) am Abend noch fit genug bin und noch Lust und Laune dazu habe. Allerdings bedeutet jede Stunde die ich abends länger auf bleibe eine stunde weniger Schlaf.
Ein wenig vermiss ich das Leben ohne Kind schon. Meine geistigen Ergüsse hier im Blog waren wesentlich ausschweifender – heute dreht sich alles nur mehr um Windeln (wars angekackt?) und Mobile schauen und herumtragen und Kinderwagen schieben. Das Kind hat Priorität und unsere Kleine fordert das auch mal lautstark ein.

Andere Leute machen Listen, was sie tun wollen bevor sie sterben. In meinem Kopf gibt es eine Liste von Dingen, die ich wahrscheinlich nicht mehr tun werde – auch wenn ich wahrscheinlich noch 60 Jahre Zeit dazu hätte.
Ich werd nie in Tibet mit kahl geschorenem Kopf auf einem Berg sitzen und meditieren. Zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren. Ich werd nie im Urwald in 50 Meter Höhe in einem Baumhaus sitzen und Marimba spielen. Ebensowenig werde ich lernen wie man in der Wüste Kamele züchtet oder durch die kahle Tundra reisen mit nicht mehr im Gepäck als was in einen Rucksack passt.
Zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren.
Vielleicht werde ich eine rüstige alte Frau die im betagten Alter nachholt was sie in der Jugend dann doch nicht getan hat, damit sie nicht auf ein Leben zurück blicken muss das ihr gewöhnlich vorkommt.
Ich hab ein Kind. Das ist schon ein ziemlich großes Abenteuer. Jeder Tag birgt neue Überraschungen und Erfahrungen. Zugegeben, es ist nicht das außergewöhnlichste Abenteuer. Ich bin nicht die einzige Frau auf der Welt die ein Kind bekommen hat. Im Gegenteil, ein Kind zu bekommen ist der Inbegriff vom Sinn des Lebens. Über Milliarden Jahre Evolution gings um nix anderes. Generation um Generation. Und trotzdem ist es das Außergewöhnlichste das ich je getan habe oder tun werde. Ein Fallschirmsprung dauert 10 Minuten – eine davon im freien Fall. Auch außergewöhnlich. Aber ziemlich schnell vorbei. Und nicht gerade weltverändernd. Geschweige denn dass es in deinem Leben mehr Eindruck hinterlässt als die Erinnerung daran, sich getraut zu haben. Mit einem Kind wirst du erwachsen, hat meine Mama gesagt. Ist tatsächlich so.
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gefällt mir
uuuuh ich freu mich!! das is alles so spannend!
daisee gell - 20. Apr, 03:09
heute wieder gelesen
Hallo blitzkuh, ich habe schon länger nichts mehr geschrieben,...
Flugschreiber - 9. Apr, 01:34

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mär, 12:18

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