unterwegs
Ich sitze wiedermal im Zug nach Hause, fahre aus der Stadt hinaus, vorbei an moderner Kunst, Graphities, gekrakeltes Tag neben kunstvollem Bildwerk, Botschaften an die Reisenden die hier zu tausenden täglich vorbei fahren. Häuser säumen diesen Weg, die Stadt in ihrer ganzen künstlichen Menschlichkeit, Zeuge von Kultur und Geschichte und Sozialisation, Zivilisation, zusammengepferchtes Leben, tausend Bücher können kein Bild machen von den Geschichten die sich hier in einer Minute abspielen. Ein Herzschlag lang liegen tausend Seelen vor meinen Füßen, wandern durch die Straßen, durch die Wände, Fenster wie Augen. Die Nachbarn anonym aber kaum zu ignorieren, Gerumpel von der oberen Seite der Decke, nur einen Meter über mir wenn ich flach auf dem Rücken in meinem Hochbett liege, Musik von der anderen Seite des Hofes schallt von den Wänden wiederhallend in unsere Küche, gesichtslose Stimmen die unterm Fenster vorbei gehen.
Die Landschaft zieht am Zugfenster vorbei, dunkelgraue Wolken über Wien, die weiche tropfenschwere Schneekügelchen – kaum wert als Hagel bezeichnet zu werden – bringen, auf meinem Weg werden sie zu hellgrauen Regenwolken über dem Wienerwald, hin und wieder ein Stück blauer Himmel, Sonne, feines, zartes Grün an den Bäumen, sieht im schnellen Blick des Vorbeifahrens aus wie weicher Flaum, erwachet ihr schlafenden Geister.
Es ist ein guter Tag. Ich trage heute eine seltsame Ruhe in mir, eine Zufriedenheit mit mir selbst und der Welt, ein Lächeln im Gesicht das aus mir heraus wächst, genährt vom schönsten Gefühl das sich dort tief drinnen finden lässt. Am Ende eines langen Abends – singt Peter Licht – bleibt uns der Wind. Sonnenstrahlen zwischen den Wolken brechen sich ihren Weg zur Erde herunter, weite Felder, Windräder, wenige Bäume dazwischen, ein roter Anorak auf einem Fahrrad, wir ziehen vorbei, die einzige Stimme im Umkreis, Gedanken haben hier so viel Raum.
Ich bin müde, die letzten zwei Nächte habe ich wenig geschlafen und in den kommenden zwei Tagen wird es mir wohl nicht anders gehen. Meine Augen brennen, in der Arbeit hätte auch nur ein Bild von einer Zwiebel genügt mich zum weinen zu bringen. Die Musik wechselt von Peter Licht zu Feist, zu Nneka, zu Panacea, bei St.Pölten erreicht der Player den meditativen Gesang von Kesakoo – Fullbouker begleitet von einem Saxophonsolo und französischem Text den ich nicht verstehe. Der Bahnhof St.Pölten ist immer noch eine Baustelle, inzwischen schon seit drei Jahren, seit ich dort gearbeitet habe. Nie wieder Bürojob.
Dann ist der Akku meines Laptops leer und die letzte Viertel Stunde fahre ich ohne Musik und ohne Schreiben, schau aus dem Fenster, freue mich auf den Abend. Es wird ein schöner Abend, eine gute Nacht. Es sind zwei schöne Tage zuhause, sehr zufrieden, entspannt, ich rede viel. Viel mehr als es für mich üblich ist. Kann ein Mensch mich nur mit seiner Anwesenheit so entspannen, dass ich ohne Zögern oder darüber nachzudenken nicht nur aus meinem Schneckenhaus raus komme sondern auch in der Welt da draußen tanze?
Offensichtlich ja.
Das war vorgestern, heute fahr ich wieder zurück in die große böse Stadt – die in Wirklichkeit nicht böse ist, nur voll gestopft und unruhig. Wenn die ganze Stadt eine Minute lang schweigen würde... Kein Auto fahren, kein Betrunkener grölen, niemand etwas sagen würde, alles nur so da liegen würde... und ich wechsle wieder zu Peter Licht – das absolute Glück.
Die Windräder drehen sich nicht. Sie stehen da und halten still, wir fahren vorbei, ich erwarte, dass sie jederzeit wieder zum Leben erwachen, doch das passiert nicht, die Zeit steht genauso wie sie. Es hängen am Horizont die Wolken bis zum Grund, dort regnet es wahrscheinlich, man sieht die Schleier zu Boden fallen, als würde der Himmel ein graues langes Kleid über die Erde schleifen. Paul und Fritz Kalkbrenner – Sky and Sand, dieses Lied hab ich vor zwei Monaten sehr oft gehört. Es hat sich seither viel geändert. Der Winter ist vorbei, und der Oktober noch weit weg, ich seh grad den ersten blühenden Baum. Morgen und Übermorgen hab ich frei, hab nicht mal Uni, wenn ich nach Hause fahr bin ich schon wieder nur für 8 Stunden Arbeit nach Wien gefahren, ich hab auch schon ein schlechtes Gewissen weil ich meine Mitbewohner immer allein lasse... nur dort bin wenn ich arbeiten muss... ShiZen – Dreamscape, ich sollte meine kleine Schwester wieder mal besuchen, mir ein wenig neue Musik von ihr holen, ein wenig plaudern, mir nicht nur ihre Liebesgeschichte über Skype erzählen lassen, mal wieder richtig Kaffee trinken bei ihr in der Küche, der Mono spielt mit meinen Schuhbändern und beißt in meine Socken. Am Dienstag würden wir alle in ein Künstlercafé gehen, damit wir den realistischen Rand bilden, falls es dort nur abgehobene Surealisten gibt. Also Plan A, morgen lernen, schwimmen, Freunde treffen, quasi-künstlerisch-pseudointelligente Gespräche über Malerei und Musik führen, am Abend mit meinen Burschen ein Bier trinken, mitm Dominik noch einen Film schauen, schlafen in einem Bett von dem ich nicht Kreuzschmerzen bekomme. Am Mittwoch ausschlafen und einkaufen, am Abend auf die Uni, früh schlafen gehen und am Donnerstag arbeiten.
Oder... Plan B, morgen früh aufstehen, aufräumen, staubsaugen, Bad putzen, zu Mittag heim fahren, meine große Schwester besuchen, neues aus ihrer Daily-Soap, neues aus meiner Daily-Soap. Mich daran gewöhnen, dass ich wieder einen Freund hab... Die restlichen eineinhalb Tage unverplant lassen, vielleicht noch am MI Vormittag schwimmen gehen.
Oder Plan C – Dienstag in Wien und erst a späteren Abend nach Amstetten zurück für eine Nacht. Ich könnte dann am Donnerstag Abend einen Mädelsabend machen, wird eh mal wieder Zeit...
und die Antwort für heute: erst mal Schnitzerlaktion und schlafen, mal schauen was ich dann morgen machen will.
Die Landschaft zieht am Zugfenster vorbei, dunkelgraue Wolken über Wien, die weiche tropfenschwere Schneekügelchen – kaum wert als Hagel bezeichnet zu werden – bringen, auf meinem Weg werden sie zu hellgrauen Regenwolken über dem Wienerwald, hin und wieder ein Stück blauer Himmel, Sonne, feines, zartes Grün an den Bäumen, sieht im schnellen Blick des Vorbeifahrens aus wie weicher Flaum, erwachet ihr schlafenden Geister.
Es ist ein guter Tag. Ich trage heute eine seltsame Ruhe in mir, eine Zufriedenheit mit mir selbst und der Welt, ein Lächeln im Gesicht das aus mir heraus wächst, genährt vom schönsten Gefühl das sich dort tief drinnen finden lässt. Am Ende eines langen Abends – singt Peter Licht – bleibt uns der Wind. Sonnenstrahlen zwischen den Wolken brechen sich ihren Weg zur Erde herunter, weite Felder, Windräder, wenige Bäume dazwischen, ein roter Anorak auf einem Fahrrad, wir ziehen vorbei, die einzige Stimme im Umkreis, Gedanken haben hier so viel Raum.
Ich bin müde, die letzten zwei Nächte habe ich wenig geschlafen und in den kommenden zwei Tagen wird es mir wohl nicht anders gehen. Meine Augen brennen, in der Arbeit hätte auch nur ein Bild von einer Zwiebel genügt mich zum weinen zu bringen. Die Musik wechselt von Peter Licht zu Feist, zu Nneka, zu Panacea, bei St.Pölten erreicht der Player den meditativen Gesang von Kesakoo – Fullbouker begleitet von einem Saxophonsolo und französischem Text den ich nicht verstehe. Der Bahnhof St.Pölten ist immer noch eine Baustelle, inzwischen schon seit drei Jahren, seit ich dort gearbeitet habe. Nie wieder Bürojob.
Dann ist der Akku meines Laptops leer und die letzte Viertel Stunde fahre ich ohne Musik und ohne Schreiben, schau aus dem Fenster, freue mich auf den Abend. Es wird ein schöner Abend, eine gute Nacht. Es sind zwei schöne Tage zuhause, sehr zufrieden, entspannt, ich rede viel. Viel mehr als es für mich üblich ist. Kann ein Mensch mich nur mit seiner Anwesenheit so entspannen, dass ich ohne Zögern oder darüber nachzudenken nicht nur aus meinem Schneckenhaus raus komme sondern auch in der Welt da draußen tanze?
Offensichtlich ja.
Das war vorgestern, heute fahr ich wieder zurück in die große böse Stadt – die in Wirklichkeit nicht böse ist, nur voll gestopft und unruhig. Wenn die ganze Stadt eine Minute lang schweigen würde... Kein Auto fahren, kein Betrunkener grölen, niemand etwas sagen würde, alles nur so da liegen würde... und ich wechsle wieder zu Peter Licht – das absolute Glück.
Die Windräder drehen sich nicht. Sie stehen da und halten still, wir fahren vorbei, ich erwarte, dass sie jederzeit wieder zum Leben erwachen, doch das passiert nicht, die Zeit steht genauso wie sie. Es hängen am Horizont die Wolken bis zum Grund, dort regnet es wahrscheinlich, man sieht die Schleier zu Boden fallen, als würde der Himmel ein graues langes Kleid über die Erde schleifen. Paul und Fritz Kalkbrenner – Sky and Sand, dieses Lied hab ich vor zwei Monaten sehr oft gehört. Es hat sich seither viel geändert. Der Winter ist vorbei, und der Oktober noch weit weg, ich seh grad den ersten blühenden Baum. Morgen und Übermorgen hab ich frei, hab nicht mal Uni, wenn ich nach Hause fahr bin ich schon wieder nur für 8 Stunden Arbeit nach Wien gefahren, ich hab auch schon ein schlechtes Gewissen weil ich meine Mitbewohner immer allein lasse... nur dort bin wenn ich arbeiten muss... ShiZen – Dreamscape, ich sollte meine kleine Schwester wieder mal besuchen, mir ein wenig neue Musik von ihr holen, ein wenig plaudern, mir nicht nur ihre Liebesgeschichte über Skype erzählen lassen, mal wieder richtig Kaffee trinken bei ihr in der Küche, der Mono spielt mit meinen Schuhbändern und beißt in meine Socken. Am Dienstag würden wir alle in ein Künstlercafé gehen, damit wir den realistischen Rand bilden, falls es dort nur abgehobene Surealisten gibt. Also Plan A, morgen lernen, schwimmen, Freunde treffen, quasi-künstlerisch-pseudointelligente Gespräche über Malerei und Musik führen, am Abend mit meinen Burschen ein Bier trinken, mitm Dominik noch einen Film schauen, schlafen in einem Bett von dem ich nicht Kreuzschmerzen bekomme. Am Mittwoch ausschlafen und einkaufen, am Abend auf die Uni, früh schlafen gehen und am Donnerstag arbeiten.
Oder... Plan B, morgen früh aufstehen, aufräumen, staubsaugen, Bad putzen, zu Mittag heim fahren, meine große Schwester besuchen, neues aus ihrer Daily-Soap, neues aus meiner Daily-Soap. Mich daran gewöhnen, dass ich wieder einen Freund hab... Die restlichen eineinhalb Tage unverplant lassen, vielleicht noch am MI Vormittag schwimmen gehen.
Oder Plan C – Dienstag in Wien und erst a späteren Abend nach Amstetten zurück für eine Nacht. Ich könnte dann am Donnerstag Abend einen Mädelsabend machen, wird eh mal wieder Zeit...
und die Antwort für heute: erst mal Schnitzerlaktion und schlafen, mal schauen was ich dann morgen machen will.
Flugschreiber - 12. Apr, 15:15